Die Uhr
Die Uhr ist ein Messgerät. Bevor sie als Schweizer Präzisionsinstrument im Wert von schwindelerregend sechsstelligen Zahlen ihre Käuflichkeit und Schönheit erwies, manchmal soll auch ihre eigentliche Funktion von Bedeutung sein, musste man sich zunächst mit Wasser-, Sand- sowie Sonnenuhren begnügen. Bezogen auf einen Tag oder eine Woche waren sie nicht weniger präzise, aber etwas schlicht. Und teilweise nicht einfach zu transportieren. Einige Jahre vor Gründung der Dülkener Narrenakademie konstruierte Peter Henlein eine Taschenuhr. Zur Aufnahme als Discipulus in die Narrenakademie hat ihm das trotzdem nicht geholfen. Das unterscheidet ihn wesentlich von Salvador Dali, der erstens Doctor der Akademie wurde und zweitens das bekannteste Bild mit Uhren malte. Sie schmelzen dahin wie Camembert. Die Fliege symbolisiert vermutlich das Verfliegen von Zeit, während die Ameise darauf hinweist, dass auch Zersetzendes stattfindet.
Den Narrenakademikern ist beides schnuppe. Sie halten es vergnügt mit den Lateinern, den Weltmeistern im Verkürzen, die lediglich zwei Wörter benötigen, um alles Gerede und alles Gedachte über die Zeit zu klären: „Carpe diem“.
Zwei Spielverderber sollen allerdings auch zu Wort kommen. Elias Canetti drohte: „Immer zierlicher die Uhren, immer gefährlicher die Zeit.“ Und auf die Idee des polnischen Aphoristikers St. J. Lec muss auch ein Narrenakademiker erst mal kommen: „Die Uhr schlägt. Alle.“ Schlägt? Alle?
Für die Gestaltung der Tafel wurde ein Teil des Einladungsschreibens zum akademischen Ordensfest am 28. Oktober 1827 verwendet.